
Eine sich ständig ändernde, spektakuläre Landschaft. Aber auch wechselndes manchmal ruppiges Wetter und Naturgewalt hautnah. Nicht ohne Grund gilt der Laugavegur-Trail als einer der schönsten Wanderwege der Welt.

Islands Hochland unplugged
Der Weg führt 55km durch das unbewohnte isländische Hochland. Das bedeutet Natur pur soweit das Auge reicht. Und was für eine Natur! Auf dem Laugavegur-Trail wandert ihr durch das große Lavafeld Laugahraun, an Schwefelgas und Wasserdampfspuckenden Solfateren vorbei, durchkreuzt eine schwarze Wüste, furtet durch eiskalte Gletscherflüsse, quert ein zerfurchtes Plateau, erlebt die brodelnde Quelle Storihver, sowie bunte Ryholitberge und genießt das Panorama auf riesige Gletscher. Gute Gründe loszuwandern und diese wilde Natur zu genießen. Die meisten wandern den Laugavegur-Trail in vier Etappen. Wo übernachtet werden kann und was sonst für Eure Planung wichtig ist, habe ich zusammen mit meinen Erfahrungen und nützlichen Tipps in diesem Artikel zusammengefasst.

Wo auf dem Laugavegur-Trail zelten?
Um die sensible Natur zu schützen ist wildes Zelten ist auf diesem Trail strengstens verboten. Gezeltet werden darf ausschließlich neben den vier Hütten. Komfortableres Übernachten ist natürlich in den Hütten möglich, doch diese sind vor allem in der Hauptsaison schnell ausgebucht. Wenn ihr flexibel und günstig unterwegs sein wollt, ist zelten die beste Option.

Doch das bedeutet raus aus Komfortzone und rein ins wilde Naturerlebnis. Vor allem Nachts kann es empfindlich kalt werden. Mit meinem Schlafsack der eine Komforttemperaturangabe von -3 Grad versprochen hat, sowie einem zusätzlichen wärmenden Inlay habe ich mich bestens vorbereitet gefühlt. Bis zu unserer ersten Nacht im Hochland bei der Hütte Emstrur. Trotz Daunenjacke, Fleecehose und mehreren Schichten Merinokleidung habe ich die Nächte vor Kälte durchgeschlottert. Meine Empfehlung an Euch, wandert die Tour mit einem Schlafsack der als Komforttemperatur mindestens -10 bis -15 Grad angibt. Ein zusätzliches Inlay würde ich ebenfalls empfehlen, allein aus hygienischen Gründen. Das Inlay lässt sich nach der Reise gut waschen und der Schlafsack muss so nicht so oft in die Waschmaschine.
Wann kann man am besten auf dem Laugavegur-Trail wandern?

Empfohlenes Zeitfenster für den Laugavegur-Trail sind die beiden Monate Juli und August. Aber selbst in diesen "Sommermonaten" bietet Island alles an Wetter, was einen "Zelturlaub" und auch eine lange Wanderung zur Tortour machen kann. Das Anspruchsvolle auf diesem Trail ist nicht die Wegführung, sondern die Wetterbedingungen und das Klima Islands. Checkt immer den Wetterbericht, bevor ihr loswandert. Im Hochland ist meist kein Datenempfang möglich, aber an den Hütten ist das aktuelle Wetter angeschlagen.
Sehr starke und kalte Winde, Nebel, Altschneefelder, Regen der wirklich anhaltend und kräftig sein kann sowie kalte Temperaturen, die in die Glieder kriecht. Warme wind- und wasserfeste Kleidung ist daher Voraussetzung.
Was ist die beste Gehrichtung

Die meisten wandern den Laugavegur-Trail von Landmannalaugar bis nach Þórsmörk. Und mit "die meisten", meine ich wirklich viele. Der Weg ist sehr beliebt und das merkt man leider. Trotz des "Karawanengefühls" würde ich diese Richtung jedem empfehlen, denn so genießt ihr, meiner Meinung nach, während der Wanderung das bessere Panorama. Außerdem kann man sich am Ende der Wanderung auf den großartigen Zeltplatz in Þórsmörk bei den Volcano Huts freuen. Mit einer schönen Zeltwiese, einem warmen Restaurant und als Highlight einer kleinen Fasssauna. Außerdem, und der Punkt ist wirklich elementar, hier könnt ihr unbegrenzt warm Duschen und das ohne Aufpreis.
Wer lieber die Einsamkeit genießen möchte (falls das auf diesem Trail möglich ist) sollte die Gehrichtung von Þórsmörk nach Landmannalaugar wandern. Wir haben diese Richtung gewählt und fanden es toll gerade am Anfang und Ende jeder Etappe keine Menschenseele zu sehen und diese Landschaft "ganz für uns zu haben".
Welche Ausstattung bieten die Zeltplätze bei den einzelnen Hütten?

Die Hütten auf dem Trail verfügen alle über kaltes, fließend Trinkwasser. Außer in Hrafntinnusker kann überall für 900 Kronen (Stand 2024), 5 Minuten lang warm geduscht werden. Das sonstige Wasser kommt eiskalt aus dem Wasserhahn. Das kann vor allem beim Geschirrspülen und Gesicht waschen sehr unangenehm sein. Die Waschbecken sind zudem außen an der Hütte, unter freiem Himmel angebracht. Hier ist es und manchmal sehr windig und kalt. Da kann eine Katzenwäsche schon Überwindung kosten.
Hier die einzelnen Hütten auf dem Weg:
Start oder Ende: Landmannalaugar:
Steiniger, sehr harter Zeltplatz
kleiner Shop und ein kleines Café in zwei alten Schulbussen
natürlicher Hotpool (Wasserqualität wird nicht kontrolliert) mit Umziehmöglichkeit erreichbar über einen Holzsteg
Beleuchtete sanitäre Anlagen in einem kleinen Häuschen
warmes Wasser aus dem Hahn!!
Unbeheiztes Zelt zum Kochen bei kaltem schlechtem Wetter
Hrafntinnusker:
Hoch gelegen (1026m), dadurch sehr sehr kalt und windig
Keine Duschen
Plumstoilette
Unbeheizter Shelter
Nur kaltes Wasser aus dem Wasser
Alftavatn:
in traumhafter Kulisse am See gelegen
kein Zelt zum Kochen (Stand 2024)
kleines Restaurant mit wenig Plätzen
sanitäre Anlagen ohne Strom (kein Licht), Waschbecken "Outdoor"
Außenwaschbecken
bei der Hüttenverwaltung können Snacks und eine Powerbank gekauft werden
Hvanngil:
ca. 3,8 km und eine Furt von Alftavatn entfernt
kleiner Zeltplatz
sanitäre Anlagen ohne Strom
kleiner unbeheizter, karger Aufenthaltsraum (Kochen wegen Rauchmelder nicht möglich)
bei der Hüttenverwaltung können Snacks gekauft werden
Emstrur:
unbeheiztes Zelt zum Kochen
sanitäre Anlagen ohne Strom (kein Licht)
Waschbecken "Outdoor"
bei der Hüttenverwaltung können Snacks und eine Powerbank gekauft werden
Zeltplätze ein wenig verstreut
Ende oder Start der Tour: Þórsmörk/Volcano Huts
großes Restaurant
schöne Zeltwiese
kleines Saunafass
warmes Wasser/ Dusche inklusive
Wie kommt man von Reykjavik zum Start und Endpunkt der Wanderung?

Es verkehren zwei Busunternehmen mit unterschiedlichen Abfahrtszeiten zu dem Start/ Endpunkten Landmannalaugar und Pörsmörk. Welches Unternehmen ihr wählt ist Geschmackssache.
Reykjavic Excursion
Richtung Þórsmörk:
https://www.re.is/tour/thorsmork-adventure-iceland-on-your-own/
Richtung Lanmannalaugar:
Trex:
Eine kleine Empfehlung zum Thema Ausrüstung auf dem Laugavegur-Trail:
Trekkingrucksack
vier Jahreszeiten- Schlafsack (Komfort -10 bis -15)
geeignete Heringe für steinigen Boden (Pipe oder Tube Pegs z.B Big Sky Tube Steak, Tarptent Easton Nano Tent Peg, MSRCoreZeltheringe)
leichte wasserfeste Packsäcke (z.B. Exped Fold-Drybag UL)
großer Plastik-Müllsack zum Auskleiden des Rucksackes als Schutz vor Nässe
Regenhose und Regenjacke
warme Kleidung
Funktionsunterwäsche
warme Daunenjacke
robuste Trekkinghose
wasserdichte Handschuhe/Mütze/Stirnband
griffige Schuhe zum Furten (Crogs oder Trekkingsandalen)
hochwertiges Zelt
Zeltbodenunterlage zum Schutz des Zeltbodens
Kocher/ Kochausstattung
Wanderstöcke
Erste Hilfe Set
Sonnenbrille/ Sonnencreme
gpx fähiges Gerät+ Offline Karten
evtl. Thermoskanne
evtl. Wärmflasche
ausreichend starke Taschenlampe (Mitte August war es Nachts wieder dunkel)
Die Wegstrecke mit meinen persönlichen Erfahrungen:

Ankunft mit dem Hochlandbus in Þórsmörk:
„Bad Weather this summer“, begrüßte uns der Busfahrer auf dem Weg ins Hochland von Island. Recht hatte er, denn es goss in Strömen. Zum Glück holte uns der Bus um 6:30 Uhr direkt am Campingplatz in Reykjavik ab. Nun standen wir vier Stunden später um 10:30 Uhr im immer noch strömenden Regen vor den Volcano Huts in Þórsmörk. Hier wollten wir eigentlich den Tag nutzen und mit einer Wanderung die Umgebung erkunden. Wir bezahlten unseren Zeltplatz und flüchteten in den Aufenthaltsraum des Campingplatzes wo laut dem Mitarbeiter der Huts "the camper use to hang around". Da hingen wir dann auch wirklich herum, denn der Regen wurde gefühlt immer stärker. In kürzester Zeit füllte sich der kleine Raum mit völlig durchnässten Wanderern, die jeden Winkel der Hütte nutzen um ihre Kleider zum Trocken auszulegen. Gefangen vom Regen, zwischen unzähligen dampfenden Klamotten verbrachten wir in dieser engen Hütte den Nachmittag und Abend. Nicht nur einmal fragten wir uns, warum wir nicht einfach den späteren Bus genommen hatten.
Die erste Etappe von Þórsmörk zur Hütte Emstrur
15km - 6-7 Stunden
Der nächste Tag begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein. Nach einem Frühstück starteten wir mit bester Stimmung. Der Weg führt uns zu Beginn durch viel Grün mit weißen Gletschern im Hintergrund. Ein grandioses Bild. Grüne Palagonitberge geben dem ganzen einen surrealen Touch.

Schon bald erreichten wir den ersten Nervenkitzel dieser Etappe. Das Furten durch den Gletscherfluss Pröngà. Eiskalt ist der Fluss und reicht mir an der höchsten Stelle bis zu den Knien. In diesem teilweisen recht starken Fluss mit steinigem Untergrund freue ich mich bei jedem Schritt über meine „Furtschuhe“ und die Wanderstöcke.

Nach diesem Abenteuer führt der Weg weiter durch diese wunderschöne Landschaft. Von Kilometer zu Kilometer wird es um uns herum karger bleibt aber spektakulär. Die Gletscherzunge des Entujökull, der Canyon Markarfljótsgljúfur und eine abenteuerliche Brücke über den tosenden Gletscherfluss Fremri-Emstruá sind weitere Highlights auf dem Weg.

Hütte Emstrur
Nach 7 Stunden erreichen wir die Hütte Emstrur. Diese ist fantastisch gelegen, mit einem wunderschönen Panorama. Es gibt verstreute Zeltplätze um die Hütten herum und einen kleinen Shop mit (teuren) Leckereien. Wirklich grandios fanden wir das windgeschütztes Gemeinschaftszelt zum Kochen.

Die zweite Etappe von Emstrur zur Hütte Alftavatn:
16km - 6-7 Stunden
Nach einer sehr kalten Nacht werden wir erneut von Sonnenschein begrüßt und schnell wird es sogar angenehm warm. Wir lassen uns beim Frühstück etwas länger Zeit und machen zum Start der Etappe noch einen kleinen Umweg zu der naheliegenden Schlucht Markarfljótsgljúfur. Ein beeindruckender Abstecher.

Es geht weiter bergauf und eine minimale Zeit wandern wir sogar in kurzer Hose. Das änderte sich aber schnell als wir das Hochplateau erreichten und durch die schwarze Wüste Emstrur wandern. Hier pfeift uns ein starker Wind um die Nase und ruck zuck sind wir wieder dick bekleidet unterwegs.
Wir wandern durch diese surreale Landschaft fühlen wir uns wie auf einem anderen Planeten. Nur die entgegenkommenden Wanderer erinnern daran, wo wir uns befinden.

Wieder erreichen wir eine Furt. Diesmal durch den Gletscherfluss Bláfjallakvísl der meist knietief und strömungsstark ist. Es kostet uns einige Minuten, um die beste Stelle zum Durchwaten auszumachen. Kurz nach der Furt erreichen wir die nächste Möglichkeit zur Übernachtung.
Hütte Hvanngil
Die Hütte Hvanngil ist klein und beschaulich. Hier zelten weniger Leute und der Ort strahlt Ruhe aus.

Für die Camper gibt es einen kargen unbeheizten Raum zum Aufenthalt. Leider ist dieser mit Rauchmelder ausgestattet, ungeeignet zum Kochen mit dem Gaskocher. Wir entscheiden uns weiter zu wandern und erreichen nach ein paar Kilometern und einer entspannten Furt durch die Bratthálskvísl die Hütte Alftavatn.
Hütte Alftavatn
Hier ist einiges mehr los, der Boden ist steinig und nicht so schön zu zelten
aber die Kulisse ist wirklich beeindruckend.

Die große Zahl an Zelt- und Hüttengästen treffen hier leider auf ein begrenztes Angebot an sanitären Möglichkeiten, so dass es eine Schlange vor den Toiletten und der Dusche gab. Bei kaltem Wind auf eine warme Dusche zu warten war für uns wenig erstrebenswert. Unser Highligt hier war etwas anderes. In einer kleinen sehr schön warmen Hütte betreibt der Volcano Huts Besitzer ein gemütliches Mini Restaurant. Was für eine Wohltat für unsere durchgefrorenen Glieder einen warmen Kaffee und einen leckeren Kuchen in einem beheizten Raum zu genießen.
Leider sind die Preise nicht so klein wie das Häuschen, sondern astronomisch. Die lecker aussehende Portion Chili con Carne kostete umgerechnet 35 Euro. Wir kochen deshalb wieder draußen im Wind, ein sehr kaltes Vergnügen aber mit genialem Blick auf den See.

Unser Marathonmarsch, die 3 +4 Etappe von der Hütte Alftavatn nach Landmannalauger:
23km - 9-10 Stunden
Da die Nacht in Alftavatn sehr kalt war und wir mal wieder in den Schlafsäcken geschlottert hatten, entschlossen wir nicht an der Hütte Hrafntinnusker zu übernachten, sondern bis nach Landmannalaugar durchzuwandern. Hrafntinnusker liegt nochmal 500m höher auf 1026m. Nicht auszudenken wie kalt sich die Nacht auf solchen isländischen Höhen anfühlt. Tatsächlich war für die Nacht -3 Grad vorhergesagt- viel zu kalt für unsere Ausrüstung. Es lagen also ca. 23km vor uns, die erstaunlich gut zu laufen waren. Wir benötigten ca. 9 Stunden für die gesamte Strecke. Die Zeit ging aber sehr schnell vorbei denn die Strecke bietet wirklich viel spektakuläre Abwechslung.

Der Weg führt durch eine kleine Furt, geht steil die Hänge des Jökultungur hinauf, quert Solfatarenfelder, ein zerfurchtes Ryholithplateau mit einigen Altschneefeldern.

Hütte Hrafntinnusker
Die Hütte liegt spektakulär auf 1026m Höhe mit einem wunderschönen Panorama. Die einzelnen Zeltplätze sind mit Lavaburgen vor dem Wind geschützt. Es gibt keine Dusche und nur Kompost Toiletten, aber wie immer fließend Wasser (Zumindest wenn die Hütte geöffnet hat).
Nach der Hütte Hrafntinnusker geht es weiter über einen Pass, an fauchenden Dampfquellen, brodelnden Schlammtöpfen und einer kochenden Wasserquelle vorbei.

Gekrönt wird dieses Erlebnis, indem ihr mit Blick auf die Rhyolithberge in das dampfende Tal von Landmannalaugar absteigt. Dort gibt es viele weitere Solfatare und das beeindruckende, skurril aussehende, riesige Lavafeld Laugahraun. Es ist ein wahres Wanderfest diesen Weg zu laufen.

Landamannalaugar
In Landmannalaugar angekommen erwartet Euch ein sehr belebter Campingplatz, leider mit hartem und steinigem Boden. Dafür sind die sanitären Anlagen in einem kleinen Häuschen untergebracht der sogar mit Strom versorgt wird. Nach den letzten zwei Übernachtungen ist das der reine Luxus. Und es fließt heißes Wasser aus dem Hahn, was noch ein viel größerer Luxus ist. Tipp: Wasserflasche mit warmem Wasser füllen und als Wärmflasche benutzen.
Außerdem gibt es ein großes Zelt zum Kochen. Es platzt zwar vor lauter Leuten fast aus den Nähten, aber ist ein windgeschütztes Plätzchen um entspannt zu kochen und zu essen. Unweit des Campingplatzes wartet ein weiteres Highlight. Hier gibt es eine heiße Quelle, die in ein Hotpool mündet in dem gebadet werden kann. Die Wasserqualität wird nicht geprüft, aber das hat uns nach drei Tagen Kälte absolut nicht gestört. Die Wärme ist leider unterschiedlich verteilt und das Becken sehr flach, aber man findet ein warmes Plätzchen zum Durchwärmen.
Sicherheit:
Da die Natur auf Island nicht ungefährlich ist, erkundigt Euch vor dem Trip umfassend zum Thema Sicherheit.
Informationen zu diesem Thema gibt es bei ICE-SAR auf der Seite safetravel.is
Wandern wie immer auf eigene Gefahr